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Leitkultur und Heimat

Updated: Mar 15, 2021



In seinem Spionagethriller "Eine kleine Stadt in Deutschland" lässt der Autor John Le Carré einen fiktiven Bonner Abgeordneten – der wohl dem SPD-Politiker und Emigranten Herbert Wehner nachempfunden ist – über die Jugendrevolte im Deutschland der 60er Jahre sagen, dass diese jungen Leute nicht dagegen protestieren, dass ihre Eltern den Krieg angefangen haben, sondern dass sie ihn verloren haben... Genau wegen dieser Wahrheit in einem Buch das schon ein Jahr vor 1968 erschien, wird es bis heute verschwiegen, obwohl es noch im Buchhandel erhältlich ist.


Dies ist 50 Jahre her, und der "68er" wird jetzt gedacht, natürlich ohne Erwähnung der vom Schriftsteller ausgedrückten traurigen Wahrheit. Zwei Generationen später gibt es jetzt auch in Berlin ein Heimatministerium nach bayrischem Vorbild. Die meisten deutschtümelnden Heimatfilme spielen seit jeher ausgerechnet im eigentlich nach Unabhängigkeit strebenden Freistaat Bayern, auch weil auch heute noch die Menschen dort oft in Trachten anzutreffen sind und ausgerechnet der bayrische Akzent als urdeutsch angesehen wird. Auch Hitler trat zuweilen in Lederhosen auf, und München darf sich die "Hauptstadt der Bewegung" nennen.


Dieser Trend wurde in den letzten Jahren durch "Leitkultur" und ähnliche deutschnationale Parolen eingeleitet. Trotzdem will die ursprünglich antifaschistische Arbeiterpartei SPD weiterhin in einer erdoğanfreundlichen Großen Koalition weitermachen; dies wurde mit einer Mehrheit von 66 Prozent der stimmberechtigten rund 463.000 SPD-Mitglieder beschlossen und am Morgen des 4. März verkündet. Die Wahlbeteiligung war 78 Prozent… Was zählt, ist der rechtsradikalen AfD möglichst viele übergelaufene und neue Mitglieder abspenstig zu machen. Aber was bedeutet das für die in Deutschland seit langem – gar seit Generationen – lebenden Staatsbürger mit Migrationshintergrund? Welches ist ihre Leitkultur, welches ihre Heimat? In der neuen Bundesregierung gibt es bezeichnenderweise keinen Minister bzw. keine Ministerin mit Migrationshintergrund…

Die Entscheidung der SPD-Basis für eine Große Koalition geschah nicht, weil etwa irgendein Sozialdemokrat der Basis auch nur ein Prozent Sympathie für den Bündnispartner CDU/CSU hätte. Man erhofft sich nur einige wenige soziale Wohltaten, denn auch vielen Sozialdemokraten geht es wirtschaftlich und emotional schlecht. Und das Schlimme ist, die Parteielite weiß gar nicht, was die Basis wirklich will. Anstelle mehr sozialer Gleichheit in Deutschland gibt es ein Europa in Armut, anstelle weniger Zuwanderung kommen immer mehr hoffnungsfrohe, aber fremdkulturelle Menschen, anstelle sicherer Arbeitsplätze kommt die Digitalisierung, die Arbeitsplätze der Mittelschicht zunichte machen wird.


Die vierte Amtszeit der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD) freudig begrüßt wird, verheißt also nichts Gutes, auch nicht für die Schweiz, deren Spitzenpolitiker sich an die EU und damit ans Vierte Reich anschleimen. Auch nicht für die Kurden, da Ditib und Erdoğans Angriffe gegen Afrin weiterhin unterstützt werden. Ab jetzt kann Merkels Regierung als deutschnational angesehen werden, also als noch mehr fremdenfeindlich, als sie schon war.

Auffällig ist die hohe Anzahl von Saarländern in der Bunderegierung. Nach Berlin ausgerichtete Saarländer gelten als besonders deutschtümelnd. Hitlers Gau Westmark (1940-45) war in der Hoffnung geschaffen worden, dass die Saarländer und Pfälzer zur "Rückdeutschung" des französischen Departements Moselle beitragen würden. Und in der Tat führten sich die schon vor 1940 gewesenen Reichsbürger und Beamten in dem angeschlossenen zweisprachigen Gebiet ebenso arrogant auf wie die Bundesbürger und westdeutschen Beamten ab 1990 in den "Neuen Ländern"…


Es wird also weitergemerkelt. Weiterhin sind Arbeitslose, Kranke, Behinderte und Alte von Armut bedroht, "flüchtet" Pflegepersonal ins Ausland, vor allem in die Schweiz, wo Krankenpfleger und Ärzte weitaus besser bezahlt werden. Weiterhin sterben rückgeschaffte Afghanen und nach Europa strebende Afrikaner und Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten.


Überall in Europa gärt es. Jetzt warten die Europäer auch auf das, was in Italien nach den Wahlen vom 4. März geschieht. In diesem Land, das fast ebenso verschuldet ist wie Griechenland, strebt ebenfalls die "Basis" an die Macht. Allerdings kann sie das nur mit Hilfe einer Politelite tun, und diese lebt in ihrer eigenen Welt, wie wir in Deutschland und auch in den USA so schön sehen.


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