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Die Toten des deutschen Wahlkampfs



"Merkel sehe ich mit zärtlichen Augen" – nein, das ist nicht der Kanzlerkandidat Martin Schulz, der dies gesagt hat, auch nicht der französische Präsident Emmanuel Macron, sondern eine Freundin von ex-Präsident Nicolas Sarkozy: Yasmina Reza, 60, eine in Paris geborene Tochter eines iranischen Vaters und einer ungarischen Mutter, beide jüdischen Ursprungs. Michael Wolffsohn, 70, ein in Tel Aviv geborener deutscher Talkshow-Star, hegt ähnliche Gefühle für Merkel, und Jean Ziegler, 83, ein im Schweizer Thun geborener bekennender Katholik, hatte schon mal zugegeben "Ich liebe Angela Merkel". Allerdings hat er ein sehr großes Herz und liebt auch Nicolás Maduro, denn Alter schützt vor Torheit nicht…


Aber woher kommt diese Anziehungskraft des Bösen? Die kaltherzige Merkel war die treibende Kraft Europas dafür, dass Flüchtlinge und Migranten die Fortsetzung ihrer Kanzlerschaft nicht gefährden und dank ihres Kuhhandels mit Erdoğan in der Türkei verbleiben, sowie dank einiger Deals mit afrikanischen Potentaten und libyschen Milizen auf dem afrikanischen Kontinent zurückgehalten werden – unter Bedingungen, die noch viel schlimmer sind als in Kleinasien.


Die Existenz von Konzentrationslagern in Libyen kann nicht mehr geleugnet werden, auch nicht die Zunahme von Todesopfern auf der Flucht, nachdem seit einigen Tagen die Schiffe der ONGs an Rettungsoperationen gehindert werden. Im Juni waren an einem einzigen Tag nicht weniger als 5.000 Menschen an einem einzigen Tag zwischen Libyen und Italien gerettet worden. In diesem Jahr haben schon über 100.000 Menschen Libyen erfolgreich gen Italien verlassen, aber mehr als 2000 sind ertrunken. Dieses Jahr gibt es viel mehr Ertrunkene als je zuvor, denn die Strecke Libyen-Italien ist viel gefährlicher – da länger – als zwischen der Türkei und Griechenland oder Marokko und Spanien…


Glücklicherweise gibt es noch die spanische Küstenwache, die neulich binnen 24 Stunden 600 afrikanische Migranten rettete, die Marokko in mehreren ungeeigneten Booten verlassen hatten. Dieses Jahr sind schon über 9.000 Migranten in Spanien angekommen – mehr als dreimal so viel wie letztes Jahr… Zudem kommen Hunderte von Migranten auf spanisches Territorium durch Überwindung der extrem hohen Grenzzäune der spanischen Enklaven Ceuta und Melilla. Diese meist Westafrikaner sind beileibe nicht alles Muslime, wie es uns die Identitären von Defend Europe und anderen faschistischen Gruppen weismachen wollen…

Es hieß doch immer "Nie wieder Auschwitz!", "Nie wieder Völkermord!" und Ähnliches mehr. Trotzdem nahmen ab 1945 die Genozide zu, aber heute werden die Menschen in der westlichen Welt viel mehr mit Klimawandel, Diesel- und Elektrofahrzeugen sowie Gender-Ideologie beschäftigt als mit dem Schicksal ausländischer Schutzsuchender, das besonders jetzt – in Wahlkämpfen, und vor allem in Deutschland – aus der öffentlichen Debatte so weit wie möglich ferngehalten wird.

Der Kanzlerkandidat Martin Schulz kann zwar seit seinem verspäteten Konfrontationskurs gegen die zynische Merkel endlich etliche Stimmen mehr für seine SPD verbuchen, aber letzten Endes überwiegt in Deutschland die Fremdenfeindlichkeit, wie pogromartige Ausschreitungen immer wieder zeigen. Deswegen auch das Wohlwollen vieler Juden Merkel gegenüber, denn alles ist gut, was Antisemitismus vermeidet. Lieber auf Türken und Muslime hauen, oder – noch besser – auf "jene, die noch nicht so lange bei uns sind."… Die Europäische Union hat das Ideal der Menschenrechte aufgegeben. Bald wird auf Flüchtlinge und Migranten geschossen werden.


Author : Harry R. Wilkens

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